Die Warmonderhof Ausbildung

Nieuwsbrief

Die Warmonderhof Ausbildung

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Tag der offenen Tür: Bitte hier Anmelden.

Interessieren Sie sich für die biologische oder biologisch-dynamische Landwirtschaft? Suchen Sie nach einer Ausbildung im Bereich Obstbau, Milchviehhaltung, Gemüsebau oder Gärtnerei? Dann ist der Warmonderhof die geeignete Schule für Sie!

Ausbildung zum biologisch dynamischen Landwirt
Auf dem Warmonderhof werden Sie ausgebildet zum bio-dynamischen Landwirt. Am Ende der vierjährigen Ausbildung erlangen Sie den Europäisch anerkannten Abschluss zum Betriebsleiter in der Biologisch Dynamischen Landwirtschaft (Manager in Biodynamic Farming, EU Niveau 4). Damit können sie Fördermittel aus dem sogenannten AFP (Agrarförderprogramm) der Bundes Republik in Anspruch nehmen und die Ausbildungsberechtigung beantragen.

Perspektiven nach der Ausbildung
Mit dem Abschluss der Warmonderhof-Ausbildung ist es ihnen möglich, um in ganz Europa innerhalb der Landwirtschaft tätig zu werden. Sie sind dann befähigt, als Betriebsleiter oder Jungunternehmer auf biologisch oder biologisch-dynamisch wirtschaftenden, landwirtschaftlichen Betrieben zu arbeiten. Unsere Studenten erzählen über Warmonderhof hier.

Die Theorie und die Praxis
Wir sind eine landwirtschaftliche Schule im Herzen der Niederlande, der Provinz Flevoland. Morgens folgen die Schüler einem umfangreichen Unterrichtsprogramm, das von Betriebswirtschaft über Bodenkunde, Viehzucht, Pflanzenanzucht und Kunst bis hin zu anthroposophischen Themen reicht.
Angeschlossen an den Warmonderhof sind eine Gärtnerei mit 4000 m2 unter Glas und 4 ha Außenfläche, ein Milchviehbetrieb mit 50 Kühen und gut 25 Jungtiere, sowie ein Obstbauer und ein Betrieb mit Feldgemüse. Beide Betriebe haben eine Fläche von ca. 30 ha. Nach dem morgendlichen Unterricht an der Schule arbeiten die Lehrlinge nachmittags auf den Betrieben. Hier werden Arbeiten verrichtet, wie das Sähen, Pflanzen oder Ernten. Es wird gepflügt und geeggt, die Kühe werden gemolken und gefüttert und in der Werkstatt werden die Maschinen gepflegt und repariert.

Wohnen auf Warmonderhof
Ebenfalls auf dem Gelände des Warmonderhofs befindet sich ein Wohnkomplex auf dem nahezu all unsere Lehrlinge wohnen. Durch unsere einzigartige Kombination von Wohnen, Arbeiten und Lernen ist es möglich, Sie als Lehrling auf eine optimale Weise in die Landwirtschaft einzubinden. Theoretische Inhalte können direkt in der Praxis erprobt werden, und andersherum.
Der Ausbildungsverlauf über vier Jahre
Im ersten Jahr der Ausbildung werden Sie auf allen vier Betrieben von Warmonderhof, und auf Betriebe in der nähe, ausgebildet und bekommen die Möglichkeit, um die biologisch-dynamische Landwirtschaft kennen zu lernen. Im zweiten Jahr folgen sechs Monate theoretischer Unterricht als Vorbereitung auf ein sechs monatiges Praktikum auf einem externen landwirtschaftlichen Betrieb der Wahl im In- oder Ausland. Im dritten Jahr der Ausbildung bieten wir Ihnen die Möglichkeit, sich auf ein Teilgebiet der landwirtschaftlichen Produktion zu richten und darin Ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszubauen.
Neben der Arbeit auf den hauseigenen Betrieben können Sie verschiedene Praktika auf externen Betrieben absolvieren. Dazu gehören landwirtschaftliche Betriebe und Betriebe oder Organisationen, die in direkter Beziehung zur landwirtschaftlichen Produktion stehen.

Kosten der Ausbildung
Kostenspezifizierung der Schule und wohnen findet mann hier.

Förderung
Um eine staatliche Förderung zu erhalten sind Studenten aus dem europäischen Ausland erpflichtet auf einem niederländischen Betrieb zu arbeiten. Siehe www.duo.nl für weitere information.

Voraussetzungen
Zulassungsvorrausetzung ist einzig ein Hauptschulabschluss. Das Alter der Studenten variiert von 16-26 Jahren, im Schnitt liegt es ungefähr bei 20 Jahren. Dabei gibt es ungefähr gleichviele Jungen und Mädchen.
Es kann sehr hilfreich sein, sich zuvor einen Basiswortschatz der niederländische Sprache anzueignen. Dies kann auch sehr gut erreicht werden, indem man zuvor einige Wochen bei einem niederländischen Bauern oder Gärtner arbeitet. Im Übrigen erlernen die meisten ausländischen Studenten die niederländische Sprache innerhalb der ersten zwei oder drei Monate in ausreichendem Maße, um dem Unterricht ohne Einschränkung folgen zu können. Das zeigt uns die Erfahrung mit relativ vielen ausländischen Studenten, die sich jährlich bei uns einschreiben.

Interviews mit Studenten

 

Interview Maria Bienert (Taucha Leipzig)

Als ehemalige Studentin auf dem Warmonderhof verdient Maria Bienert zur Zeit ihre Kost als Gärtnerin in Taucha, bei Leipzig in Deutschland. Mit Hilfe ihres Mannes und einigen festen Mitarbeitern leitet sie dort seit 1999 einen großangelegten Gartenbaubetrieb mit 38 ha. Möhren, Kürbisse, Mini-Gurken, Tomaten und Frühkartoffeln sind einige der vielen Pflanzen, die auf dem Betrieb angebaut werden. Das besondere daran ist vor allem die Saatzucht. Hierbei wird sehr genau auf das Selektieren von betriebseigenen Sorten, Geschmack und Vitalität geachtet. Einige Pflanzen züchten sie auch für andere Betriebe.
Maria Bienert erzählt mit Begeisterung von ihrer Studienzeit in Tiel, ein Städtchen im Süden der Niederlande, an dem der Warmonderhof früher einmal stand. „Damals fand man keine andere Ausbildung in Deutschland, die so breit orientiert war, wie der Warmonderhof. Auf dem Warmonderhof fand ich, was ich suchte. Eine Schule, in der ich alles über den biologisch-dynamischen Ackerbau, die Viehzucht, den Gartenbau und die Landwirtschaft lernen konnte.“
Abstand und Sprache waren kein Problem für Maria. Den Abstand sah sie als ein neues Abenteuer, einen Möglichkeit, um neue Menschen und neue Dinge kennen zu lernen. Die Sprache beherrschte sie mit Hilfe ihrer geduldigen Mitschüler schnell.
Maria denkt positiv zurück an den Warmonderhof. Ein Ort, an dem sie neue Menschen kennenlernte, wo Fachwissen und Begeisterung für die Landwirtschaft großgeschrieben wurden. Die Morgenstunden, die der Technik, dem Anbau, der Betriebswirtschaft und Betriebsstruktur, der Tierkunde und Kunst gewidmet wurden, verschafften ein gutes Bild der modernen Landwirtschaft. Hierbei lag die Priorität bei Effizienz, Professionalität und Fachwissen. Die Mittage verschafften den Studenten die Möglichkeit, auch in der Praxis die nötigen Erfahrungen zu sammeln. Damals wurde noch bei dem Nachbarn gemolken, heute gehören vier Betriebe (Gartenbau, Ackerbau, Obstbau und Viehzucht) zu dem Warmonderhof, in denen die Studenten unter Aufsicht der Unternehmer die Betriebe leiten.
Die Landwirtschaft in den Niederlanden befindet sich auf einem hohen Niveau, findet Maria. Auf dem Warmonderhof wird vor allem der Frage viel Aufmerksamkeit geschenkt, wie man einen Betrieb praktisch und mit Hinblick auf betriebswirtschaftliche Abläufe leitet. Durch das Leiten eines eigenen Betriebes merkt sie, dass sie viele der benötigten Fähigkeiten auf dem Warmonderhof erlernte. „Vor allem das Wissen über Betriebsorganisation und Betriebswirtschaft eines landwirtschaftlichen Betriebes fand ich sehr wichtig, letztendlich schafft man es mit Ideen alleine nicht.“
Das Zeugnis, welches Maria am Ende ihrer Schulzeit auf dem Warmonderhof bekam, verschaffte ihr die Möglichkeit, bei anderen Landwirten zu arbeiten. So konnte sie Erfahrung sammeln und verschiedene Betriebe anschauen. Das Zeugnis verhalf ihr ebenfalls dazu, Subventionen für die Gründung eines eigenen Betriebes zu bekommen. Hierfür hat sie ihr Zeugnis umschreiben lassen in einen Meisterbrief, dem nötigen deutschen Titel, bevor sie in Deutschland anfangen konnte.
Zum Schluss erzählt Maria über die Zeit, in der sie auf dem Warmonderhof gewohnt hat. Im dritten Jahr wohnte sie intern mit anderen Studenten. Eine schöne Zeit, in welcher sie auch viele Freunde kennen lernte. Sie verstärkt noch einmal, wie gut der Kontakt mit den Lehrern, Unternehmern und Studenten war. Sie konnte alle möglichen Fragen stellen und keine Idee war zu abwegig. Es war eine sehr besondere und sinnvolle Studienzeit.

Interview Florian Lengersdorff (Dronten, Niederlande)
Florian Lengersdorff ist Mitte zwanzig und hat in 2008 seine Ausbildung am Warmonderhof vollendet. Aufgewachsen ist er in Köln, wo er nach dem Besuch des Gymnasiums seinen Zivildienst in einer psychiatrischen Tagesklinik absolvierte. Zum Ende seiner Schulzeit und während des Zivildienstes fing er an, sich biologisch zu ernähren und es wuchs bei ihm die Frage: „Wie baue ich für mich selbst qualitativ hochwertiges Obst und Gemüse an?“ Selbstversorgung war sein zentrales Motiv, nicht so sehr die professionelle Landwirtschaft. Er entdeckte, dassDemeter die höchsten Ansprüche an den Anbau stellt und begab sich auf die Suche nach einer Ausbildung. In Deutschland fand er jedoch nichts was seinen Vorstellungen entsprach und entdeckte über Bekannte letztendlich den Warmonderhof in den Niederlanden.
Die erste Zeit bot ein paar Überraschungen, an die Florian sich erst noch gewöhnen musste. Entgegen seiner Erwartung waren nicht alle Studenten so begeistert „biologisch“ und idealistisch wie er. Zudem war er einer der ältesten in seinem Jahrgang, was das Ganze nicht unbedingt leichter machte. Für die Zeit nach seinem halbjährigen Praktikum im zweiten Jahr plante er, sich ein Zimmer in der nahegelegenen Kleinstadt Kampen zu mieten, anstatt weiterhin auf dem Hof wohnen zu bleiben. Er ging für ein halbes Jahr nach Südtirol, arbeitete dort auf einem Obst- und Gemüsebaubetrieb und lernte die schönen Seiten des professionellen Anbaus kennen, etwas, das ihn bis dahin nicht besonders interessiert hatte. Nach dem Praktikum, zu Beginn der dritten Klasse, fiel der Altersunterschied zu seinen Kommilitonen nicht mehr so stark ins Gewicht: Die meisten hatten sich während ihres Praktikums merklich weiterentwickelt und waren ein Stück erwachsener geworden. Florian entschied sich, auf dem Warmonderhof wohnen zu bleiben und hat diese Entscheidung nie bereut.
Im Unterricht wird in den ersten eineinhalb Jahren eine breite Basis an theoretischem Wissen vermittelt. Florian wusste bereits, dass sein Interesse vor allem im Gemüse- und Obstbau liegt, doch Fächer mit technischen Inhalten oder über die Lebensweise und Haltung von z.B. Kühen, lieferten ihm ein umfangreiches Bild der Landwirtschaft. Besonders lehrreich waren auch die Gespräche und der Austausch von Erfahrungen mit Mitschülern, den Landwirten am Warmonderhof, den Lehrern und Menschen aus dem umfangreichen Netzwerk rund um den Warmonderhof. Im Nachhinein hätte Florian gerne noch etwas mehr ökonomische, betriebswirtschaftliche Fächer haben wollen, da er sich nun einmal für diesen doch recht „trockenen Stoff“ interessierte. Es ist darum auch nicht verwunderlich, dass er heute, nach zweieinhalb Jahren als Mitarbeiter im Warmonderhof Gemüsebau, im biologischen Handel arbeitet.
Die montäglichen Klassenstunden und Wocheneröffnungen mit der gesamten Schule fand Florian sehr „leuk“ (ein häufig verwendetes niederländisches Wort, das sich wohl am besten mit toll, schön oder gut übersetzen lässt). Alle Schüler, Lehrer und Mitarbeiter versammelten sich im Hofsaal, um gemeinsam in die Woche zu starten. Die anthroposophischen Jahresfeste waren für Florian, bis dato kaum mit Anthroposophie in Berührung gekommen, eine große Überraschung. Er erinnert sich noch gut an seinen ersten Präparatetag: Warum er Kuhmist in Kuhhörner stopfen sollte, das war ihm nicht so ganz klar. Das änderte sich zum Glück im Laufe der Zeit. Die Atmosphäre am Präparatetag machten diesen Tag zu einem der schönsten des Jahres. Die anthroposophischen Fächer, wie Weltentwicklung und Embryologie, unterrichtet von Michiel Rietveld und Tom van Gelder, bescherten ihm viele aufschlussreiche so wie faszinierende Momente.
Wiebe Cool, Kunstlehrer am Warmonderhof und wohnhaft in Dronten, erwähnte in einem Gespräch, dass er den platten „Flevo-Polder“ lieben gelernt hat, etwas, das sich der Kölner Florian – aufgewachsen zwischen Eifel und dem Bergischen Land – nun wirklich nicht vorstellen konnte. Heute jedoch, acht Jahre nach seiner Ankunft hier im „Polder“, kann Florian sich den Worten Wiebes anschließen. Auch wenn es landschaftlich an Abwechslung mangelt, spürbar die Geschichte fehlt und es eine Tatsache ist, dass so ziemlich alles offensichtlich durch Menschenhand angelegt ist: „Die Weite um dich herum, das Licht und die Sonnenauf- und untergänge machen vieles wieder gut.“
Wie schon erwähnt, arbeitet Florian heute im Handel. Er ist seit seinem zweiten Jahr auf dem Warmonderhof Mitarbeiter beim Hofwebwinkel, einem regionalen Internet-Bioladen. Um finanzielle Studienförderung vom niederländischen Staat zu erhalten, benötigen Studenten aus dem EU-Ausland einen Arbeitsvertrag über 32 Stunden im Monat. Das war der Grund, weshalb er sich einen Job suchen musste und beim Hofwebwinkel landete. Seit Anfang 2011 arbeitet er dort als Vollzeitkraft. In Zukunft will er Florian gemeinsamen seiner Freundin einen Ort schaffen, um Gartenbau und die Arbeit mit und für Menschen miteinander zu verbinden.
Auf dem Warmonderhof hat Florian jedenfalls Antwort auf seine ursprüngliche Frage gefunden, nämlich, wie er qualitativ hochwertige Nahrung anbauen kann.

 

Interview Benjamin Zimber (Arlesheim, Schweiz)

Benjamin Zimber ist kein Bauernsohn und hatte eigentlich nie wirklich vor, Bauer zu werden und doch ist er inzwischen Gärtner der Ita-Wegmanklinik in Arlesheim (CH).
Ursprunglich waren seine Wünsche anderer Art. Er wollte über die deutsche Grenze hinausschauen und eine nicht alltägliche Sprache lernen. Nach der Zivildienstzeit, die er im heilpädagogischen Bereich absolvierte und dabei mit der Landwirtschaft in Berührung kam, entdeckte er in einem vergessenen Winkel einer Schublade eine Broschüre des Warmonderhofs. Daraufhin beschloss er, den Tag der offenen Tür zu besuchen.
Heute – mehr als 12 Jahre später – erzählt er, wie seine Wünsche durch die Lehre auf dem Warmonderhof in Erfüllung gegangen sind. Nach diesem Tag der offenen Tür, meldete er sich zu der Ausbildung an, die er vier Jahr später als “Betriebsleiter für den biologisch-dynamischen Land und Gartenbau” abschloss. Die Ausbildungsjahre blieben ihm als schöne Zeit in Erinnerung. Vorallem für das Leben auf der “Woonderij”(Lehringswohnungen) lohnten sich alle Mühen.
Während den gesamten vier Jahren wohnte Benjamin in der Woonderij. Er hatte zwar die Möglichkeit, auch außerhalb zu wohnen, in Dronten oder Kampen, er bevorzugte aber vor Ort zu sein. Im ersten Teil seiner Ausbildung wohnte er in einem Haus mit sieben anderen Lehrlingen, das als Partyhaus bekannt war. Lange Nächte, spontane Feste und ein geschäftiges Kommen und Gehen waren die Regel. Auf die Dauer wollte es Benjamin ein bisschen ruhiger und zog in ein anderes Haus mit anderen Mitbewohnern, in dem er dann bis zu seinem Abschluss blieb.
Des Öfteren hebt Benjamin während des Gesprächs hervor, dass er die Freiheit eigene Dinge tun zu können, sehr genoss. So beteiligte er sich beim Organisieren der zweiwöchentlich stattfindenden Schulfeste, wirkte in der Jahresfestgruppe mit, spielte bei mehreren Theaterstücken mit und vieles andere. Wenn tagsüber alle ihren verschiedenen Tätigkeiten nachgingen, so traf man sich abends zum gemeinsamen Kochen und Essen. Hierbei lernte Benjamin unter anderem die holländische Küche kennen, wie z.B. “Boerenkoolstampot”(Grünkohl mit Kartoffelpüree und Wurststückchen) und tauschte Rezepte aus.
Im vierten Jahr gewann das Zusammenwohnen noch an Attraktivität, da alle Lehrlinge im Abschlussjahr in verschiedenen Häusern beisammen wohnten und mit dem Gleichen beschäftigt waren. Ein jeder musste einen Unternehmensplan für einen bestehenden konventionellen Betrieb entwickeln. Hierdurch entstand eine ganz besondere Atmosphäre des gemeinsamen Strebens. Pausen wurden so gehalten, dass alle teilnehmen konnten, ein Kochplan wurde erstellt und die letzte Nacht vor der Abgabe durchlitten alle gemeinsam.
Abschliesend erzählt Benjamin noch von seinen Erfahrungen mit der niederländischen Sprache, schließlich wollte er ja ursprünglich diese nicht-alltägliche Sprache lernen. Das ist ihm dann auch gelungen. Verstehen und Sprechen ging relativ schnell, das Schreiben war und ist noch immer etwas schwieriger. So war es für ihn ein großes Kompliment, als ihm am Ende des zweiten Jahres gesagt wurde, dass der deutsche Akzent nicht mehr zu hören war.

Silvio Rademann (Dronten, Niederlande)
Warum hast du dich entschieden um Landwirt zu werden ?
“Meine Eltern kommen alle beide aus der Landwirtschaft, ich bin mehr oder weniger damit aufgewachsen. Schon als ich sehr klein war, hatte ich zu Hause meinen eigenen Garten. Ich fand es sehr interessant, wie Pflanzen wachsen. Ich habe auch gesehen, dass das, was ich mit den Pflanzen machte positiveren Einfluss auf sie hatte. Und ich wollte auch gern mit etwas „Lebendigem“ beschäftigt sein. Dies waren sehr wichtige Gründe, warum ich mich für die Landwirtschaft interessierte.”
Wann hast du echt angefangen, um in der Landwirtschaft zu arbeiten ?
“Als ich 14 war, habe ich nach Schulschluss auf einem Biologisch –Dynamischen Betrieb namens „Brodowin“ gearbeitet. Ich habe mich zu dieser Zeit noch nicht bewusst für die biodynamische Methode entschieden. Erst als ich auf dem Betrieb angefangen habe zu arbeiten, wusste ich, dass neben der biologischen auch noch biologisch-dynamische Landwirtschaft besteht. Zu dieser Zeit bin ich zum ersten Mal mit Anthroposophie in Kontakt gekommen, und habe verstanden, dass es einen Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Anthroposophie gibt.”
War es für dich wichtig, dass es ein biologisch-dynamischer Betrieb, in dem du gearbeitet hast?
“Auch hierauf hatten meine Eltern wieder viel Einfluss auf mich. Meine Eltern haben zu diesem Zeitpunkt auch bei „Brodowin“ gearbeitet. Eigentlich kannte ich nur biologische Landwirtschaft. In der Gegend, wo ich aufgewachsen bin, gab es nur sehr wenige konventionelle Betriebe. Der einzige Betrieb in unserem Dorf war „Brodowin“. Und dieser ist immer noch der größte Demeter Betrieb Deutschlands.”
“Was hast Du gemacht, als du zu Hause fertig warst mit der Schule ?
Bei „Brodowin“ habe ich im Gartenbau gearbeitet. Der Betriebsleiter (Bert Wolbrink) hat auf dem Warmonderhof studiert, und hat sehr viel über diese Landwirtschaftsschule erzählt. Dadurch bin ich sehr neugierig geworden. Bert erzählte, dass es eine sehr breite Ausbildung ist mit 50 % Theorie und 50 % Praxis. 2006 – zu diesem Zeitpunkt war ich 16 – bin ich zusammen mit Bert zu einem Tag der offen Tür vom Warmonderhof gegangen. Zu dieser Zeit habe ich noch kein Wort Niederländisch gesprochen. Ich habe sehr viele Eindrücke bekommen, mir gefiel sehr die Vielseitigkeit vom Warmonderhof und dass man zusammen mit andere Studenten wohnen kann. Weil ich zu dieser Zeit noch sehr jung gewesen bin, musste ich die Eindrücke, die ich am Tag der offenen Tür gewonnen hatte, erst einmal verarbeiten.”
Was war letztendlich der Ausschlaggebende Punkt, warum du dich für den Warmonderhof entschieden hast?
“Ich wusste, dass in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, nicht meine Zukunft lag. Die Möglichkeiten waren sehr eingeschränkt in Verband mit einer guten Ausbildung. Dazu kam auch noch, dass ich gerne die weite Welt kennen lernen wollte, um neue Dingen zu lernen. Weil Warmonderhof in Holland liegt, war es für mich ein großer Schritt, um mich zu entscheiden. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie es war, als ich von zu Hause wegging. Meine Eltern brachten mich zum Bahnhof und nach kurzem Abschied bin ich in den Zug gestiegen. Ich dachte, jetzt beginnt eine neue Zeit und jetzt beginnt auch meine Zeit. Als ich am Warmonderhof angefangen habe, hatte ich nicht mehr als einen Koffer mit Kleidung und etwas Geld von meinen Eltern. Von meinem bisschen Spargeld ganz zu schweigen. Die erste Zeit in Holland war für mich sehr spannend. Ich musste Holländisch lernen. Zu meiner Freude konnte ich es relativ schnell verstehen und nach 3 Monaten auch einigermaßen sprechen.”
Hast du dich in der Zeit auf Warmonderhof verändert ?
“Ich bin jetzt schon fast 4 Jahre auf dem Warmonderhof und habe auch eine ziemliche Entwicklung durchgemacht. Als ich am Warmonderhof angefangen habe, war ich sehr jung, und ich war sehr cholerisch. Auch musste ich mich an die Niederländer gewöhnen. Aber gerade weil ich zu dieser Zeit noch sehr jung gewesen bin, konnte ich mich relativ schnell anpassen. Ich muss sagen, dass ich mich sehr verändert habe in positiverer Hinsicht. Das hat sicherlich auch sehr mit dem Umfeld zu tun. Der Warmonderhof ist eine Lebensgemeinschaft mit gesunder anthroposophischer Umgebung.”
Ist es schwierig für jemanden aus Deutschland, um in Holland zu studieren?
“Nein eigentlich nicht. Wenn man aus einem anderen EU Land kommt, hat man auch als Ausländer Recht auf ein stattliches Studien BAföG. Die einzige Voraussetzung ist, dass man einen Arbeitsvertrag von minimal 32 Stunden/Monat hat. Ich selber habe diesen Vertrag bei einem Bauern, bei uns auf der Schule. Ich komme auch nicht aus reichen Verhältnissen und meine Eltern konnten mir auch nur begrenzt helfen, aber ich muss sagen, dass man mit dem Geld, was ich vom niederländischen Staat gekomme eigentlich sehr gut leben kann. Ich denke, wenn man etwas echt will, gibt es immer Wege.”